«Zwischen Spiritualität und Medizin» oder über die Zukunft der Spitalseelsorge in der Schweiz

Es ist zu einer schönen Tradition geworden, dass Club Felix und VCU Zürich am Ascher-mittwoch zu einem Mittagessen einladen, das einen auch inhaltlich gehaltvollen Auftakt in die Fastenzeit bildet. In diesem Jahr durften wir Prof. Dr. Simon Peng- Keller bei uns begrüssen, der seit 2015 als Professor für Spiritual Care an der Universität Zürich tätig ist.

Mit lang anhaltendem Applaus bedankten sich die zahlreichen Anwesenden für das Referat von Simon Peng-Keller. In gut einer halben Stunde führte er vom Heilungsauftrag Jesu als Grundlage christlichen Engagements über die Reintegration der „spirituellen Dimension“ im Gesundheitswesen zu den Herausforderungen und Perspektiven der Seelsorge in einer Gesellschaft, in der sich immer mehr Menschen als spirituell verstehen, ohne einer institutionalisierten Glaubensgemeinschaft anzugehören.

Christlicher Heilungsauftrag in einer säkularen Welt

Der Heilungsauftrag ist ein integraler Bestandteil der christlichen Sendung und der christlichen Verkündigung, er ist eine Kernaufgabe der Kirche, stellte der gebürtige Bündner gleich zu Beginn klar. Jegliche Form von Missionierung in dieser Aufgabe sei heute aber fehl am Platz, fügte er hinzu und verwies auf die drei Modelle, die je nach Umfeld und Institution (innerhalb oder ausserhalb des öffentlichen Gesundheitswesens) gelebt und umgesetzt werden. Im Vordergrund, das wurde aus seinen Ausführungen deutlich, steht das Modell der Transformation. Das bedeutet, dass der christliche Heilungsauftrag durch eine christliche Mitgestaltung des Gesundheitswesens und dessen Transformation von innen heraus verwirklicht wird.

Leichter gesagt als getan, denn Gesundheit definiert sich nicht nur im Angebot des Gesundheitswesens, also der körperlichen Heilung mit operativen Massnahmen oder pharmazeutischen Produkten, um nur diesen Aspekt zu betonen, sondern auch in einer spirituellen Dimension, die allerdings sehr unterschiedlich verstanden und wahrgenommen werden kann.

Die Spitalseelsorge von heute und morgen

Unsere Welt ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Professionalisierung und damit Spezialisierung in allen Bereichen. Das gilt auch für die Krankenhausseelsorge. Ihre Aufgabe wird auch in Zukunft alles andere als einfach sein. Simon Peng-Keller, der in der Schweiz zu den angesehensten Theologen in Fragen der Spiritual Care und Palliative Care gehört, verwies unter anderem auf die weiter zunehmende Individualisierung, die Entprivatisierung des Religiösen und Spirituellen bei gleichzeitig abnehmender Bindung an eine institutionalisierte Glaubensgemeinschaft, zum Beispiel die beiden Landeskirchen. Dennoch zeigen Umfragen, dass in schwierigen Lebensphasen Religiosität oder Spiritualität für die Mehrheit der in der Schweiz lebenden Menschen nach wie vor wichtig sind.

Für Simon Peng-Keller ist klar, dass sich in der Spitalseelsorge neue Kooperations- und Beauftragungsmodelle durchsetzen werden und teilweise bereits umgesetzt werden. Spiritual Care wird zu einer interprofessionellen Aufgabe, die je nach Patient oder Lebenssituation auch von Fachleuten der Sozialarbeit, der Pflege oder der Psychologie wahrgenommen werden (müssen). Spiritual Care wird in diesem Sinne mehr zu einer Disziplin als zu einer bestimmten Person zugeordneten Aufgabe.

TimeOut zum Thema „Wenn unsere Eltern älter werden“

Die Anwesenden bedankten sich sehr herzlich für die kompetenten und spannenden Ausführungen von Simon Peng-Keller und während der Essens im Hotel Glockenhof wurden die vielen Anregungen und Informationen weiter vertieft und mit persönlichen Erfahrungen ergänzt Prof. Dr. Simon Peng-Keller wünschen wir weiterhin viel Erfolg und alles Gute in seiner anspruchsvollen Aufgabe. Seine Professur ad personam wird an der Universität Zürich gemeinsam von der reformierten und der katholischen Kirche Zürich finanziert.

Das Thema ist so wichtig, dass der Vorstand bereits beschlossen hat, die TimeOut im November dem Thema „Wenn unsere Eltern älter werden“ zu widmen. Weitere Information folgen.

Text: Roland Gröbli und Myriam Mathys

Bilder: Myriam Mathys

 

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