«Wer sucht der findet» – Einblicke in die Jobsuche heute und morgen

Die Zahlen sind beeindruckend: Indeed, die weltweit grösste Plattform für die Jobsuche, verzeichnet jeden Monat 350 Millionen Besuche. Jede zweite Sekunde wird irgendwo auf der Welt auf den Button «Ich bewerbe mich» geklickt. Entsprechend gross war das Interesse am Timeout mit Serhat Köroglu, Manager Client Success Switzerland bei Indeed Schweiz.

Am Anfang stand die eigene Frage. Was passiert heute in der Arbeitswelt? Wie funktioniert heute der Arbeitsmarkt? Wer kann uns Auskunft geben? Und dann sass er vor uns: Serhat Köroglu, Manager of Client Success Switzerland bei Indeed.

Erstkontakt von «Maschine» zu «Maschine»

Ruhig, seine Worte sorgfältig abwägend, gab er spannende Einblicke. Die gute Nachricht vorweg: Diese neue Welt funktioniert nicht ganz anders. Aber sie benutzt andere Begriffe (vor allem Englische) und der aktive Einsatz von digitaler Schwarmintelligenz (hat da jemand künstliche Intelligenz gesagt?) ist von Vorteil. Für beide Seiten.

In der digitalen Welt ist Aufmerksamkeit (scheinbar) alles. Deshalb die Schlagzeile vorweg: Bei der Jobsuche findet der erste Kontakt heute sozusagen von «Maschine» zu «Maschine» statt. Serhat Köroglu empfiehlt Arbeitssuchenden, den eigenen Lebenslauf mit KI zu verbessern. Passt mein Lebenslauf zum gesuchten Stellenprofil? Verwende ich die nötigen Schlüsselwörter? Denn immer mehr Unternehmen filtern aus den vielen Online-Bewerbungen zunächst die heraus, die am besten zur Stellenausschreibung passen.

Schweiz mit an der Spitze

Wenn es dann aber, und das betonte Serhat Köroglu mit Nachdruck, zum persönlichen Kennenlernen kommt, das erste Gespräch meist online, wird es wichtig, dass die in der Bewerbung dargestellte digitale Persönlichkeit mit der Realität übereinstimmt. Spontan fällt mir ein, dass in meinem Fall vor 25 Jahren auch eine Schriftprobe zu den Bewerbungsunterlagen gehörte. Und logo, diese eine Seite habe ich damals ein paar Mal so geschrieben, bis ich den Eindruck hatte, so meine Chancen zu erhöhen. Auch jetzt geht es darum, die Regeln und Systeme zu verstehen. Selbst Bewerbungsgespräche online wollen und sollen geübt werden. Serhat spricht von «Digital Readiness». Dies ist eine (neue) Kompetenz, ebenso wichtig für jeden Einzelnen wie für Unternehmen, ja sogar für Staaten.

Bei der «Digital Readiness» gehört die Schweiz weltweit zu den Top 5. Das Prädikat “Weltspitze” verdienen auch die Beschäftigungsquote von rund 80 Prozent einerseits und die unvergleichlich tiefe Arbeitslosenquote von unter 3 Prozent andererseits. In seiner täglichen Arbeit berät Serhat Köroglu, der als Sohn türkischer Eltern in Uri geboren und aufgewachsen ist und heute mit seiner Familie in Schaffhausen lebt, Schweizer Unternehmen bei der Suche nach den besten Talenten und Arbeitskräften. Diese Suche findet bei Bedarf auch weltweit statt, da die Bereitschaft gross ist, für eine interessante Aufgabe hierher zu ziehen. Doch auch für Unternehmen gilt: Die beste digitale Visitenkarte ist langfristig diejenige, die am besten mit der Realität übereinstimmt.

Am besten in beiden Welten zuhause

Die veranschlagten 30 Minuten waren viel zu schnell vorbei. In der diesmal etwas kurzen Fragerunde betonte Serhat die Wichtigkeit der Pflege der «Community», sowohl der digitalen als auch der realen. Auch wenn heute viele Jobs nur noch online angeboten werden, sei die Pflege des Netzwerkes nicht nur für einen neuen Job von zentraler Bedeutung, betonte er. So engagiert er sich auch im Programm «Jobjäger» des RAV Schaffhausen, wo er jüngere und ältere Stellensuchende mit Einblicken und Tipps zur digitalen Stellensuche berät.

Lieber Serhat

Vielen Dank für das offene und interessante Gespräch. Vielen Dank, dass Du Dir trotz vieler beruflicher, privater und gesellschaftlicher Verpflichtungen und Engagements die Zeit für unser TimeOut genommen hast, inklusive sorgfältiger Vorbereitung. Gerne wünschen wir Dir beruflich wie privat weiterhin viel Erfolg und Freude in allen Unternehmungen.

Text: Roland Gröbli

Bilder: Myriam Mathys