Wie kann die Schweiz die Energiewende meistern?

Am ersten TimeOut im gewohnten Rahmen im Zunfthaus zum Grünen Glas präsentierte der Energiefachmann Kurt Bobst einer interessierten Gruppe der VCU Zürich anhand klug ausgewählter Themenfelder und Fakten die Herausforderungen, welche sich die Schweiz mit der Zustimmung zum Energiestrategie 2050 am 21. Mai 2017 gesetzt hat. Gemäss der Zustimmung will das Schweizer Volk den Energieverbrauch senken, die Energieeffizienz erhöhen und die erneuerbaren Energien fördern. Zudem wird der Bau neuer Kernkraftwerke verboten. 

Energiefachmann Kurt Bobst begeisterte die Anwesenden mit seinem Geschick, die vielen komplexen Themenfelder und Herausforderungen gut verständlich darzustellen und in einen grösseren Kontext zu stellen. Die Energieperspektiven 2050+ betrachtet er als gutes und sinnvolles Konzept in Richtung einer klimaneutralen Schweiz. Damit die Umsetzung gelingt, muss unter anderem die jährliche saisonale Lücke (in der Schweiz wird im Sommer mehr Strom denn im Winter produziert) kompensiert werden. Zudem führt die beschlossene und somit umzusetzende Dekarbonisierung des Energiemarktes (= weniger fossile Brennstoffe)  zu einer weiteren Erhöhung des Stromverbrauchs, die heute im Inland nicht gedeckt werden kann.

Umsetzung braucht – unter anderem – neue Produktionskonzepte

Als Konsequenz daraus, betonte er, muss der gesamte Produktionspark umgestellt werden. Als konkretes Beispiel dafür führte er die heutigen Wasserkraftwerke mit Speicherseen auf. Diese sind heute darauf ausgelegt, die Tag- und Nachtnachfrage zu steuern. Falls sie künftig die saisonalen Schwankungen von Angebot und Nachfrage kompensieren sollten, ist dies ohne massive Investitionen nicht möglich. Eine seiner wesentlichen Schlussfolgerungen war deshalb, dass die Diskussionsgrundlage, wie wir als Nation die selbst gesteckten Ziele erreichen können, dringend vertieft werden muss.  Der Abstimmungskampf rund um das CO2-Gesetz, das knapp abgelehnt wurde, war leider kein gutes Beispiel für eine vertiefte Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema. Für Kurt Bobst ist jedenfalls klar, dass es eine klare Verteuerung des CO2-Preises braucht, auf welche Weise und in welcher Form auch immer.

Wertvolle Einsichten und spannende Gespräche

Es ist hier nicht der Ort, die wertvollen und spannenden Ausführungen (zum Beispiel auch, was ein schlechteres Verhältnis mit der EU für die Schweiz in diesen Fragen bedeutet) weiter zu vertiefen. Mit lang anhaltendem Applaus verdankten die Anwesenden Kurt Bobst seine Ausführungen, welche beim gemeinsamen Mittagessen weiter vertieft und ergänzt werden konnten. Das TimeOut hat einmal mehr gezeigt und bestätigt, dass uns vielfältige Anforderungen und Herausforderungen bevorstehen, die wir am besten anpacken, wenn wir uns nicht scheuen, die Fakten als das zu nehmen, was sie sind. In dem Sinne war sich die versammelte Gruppe einig: Wann soll denn die Energiewende beginnen, wenn nicht heute?

Der Vortrag von Kurt Bobst kann hier heruntergeladen werden: Kurt Bobst-Energiewende Schweiz-210824

Roland Gröbli

Präsident VCU Zürich

 

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