«Grundlegend hat Optimismus viele Vorteile», wird Astrid Schütz, Psychologin und Hochschullehrerin an der Universität Bamberg, kürzlich in Der Zeit zitiert. Die Fachwelt ist sich einig, positives Denken bringt viele Vorteile mit sich. Aber ich muss zugegeben, es war schon einfacher als gerade jetzt, positiv zu sein, genauer: positiv (im Denken) zu bleiben. Was jetzt? Was kann ich in einer solchen Situation tun?
Wer Lösungen (Wege) sucht, wird meist fündig
Mir gefällt die Vorstellung, in einer schwierigen Situation an einen Bergsteiger (oder eine Bergsteigerin) zu denken, der/die vor einer hohen, auf den ersten Blick unüberwindbaren Felswand steht. Der erfahrene Bergsteiger wird nicht sofort in den Berg bzw. in die Felswand einsteigen und irgendwann steckenbleiben, sondern sich geduldig einen Überblick verschaffen und, je mehr sich das Auge an die Suche gewöhnt, desto eher kleinste Vorsprünge und Spalten entdecken, welche ihm im Aufstieg Halt bieten werden.
In diesem Bild stecken wichtige Botschaften: Wer Lösungen (Wege) sucht, wird meist fündig. (Übrigens: Jene, die Probleme suchen, finden diese meist ebenfalls!). Und wer Lösungen sucht, muss auch kleine und kleinste Möglichkeiten ins Auge fassen. Vom Grossen zum Kleinen, und dann Schritt um Schritt. Wer eher pessimistisch denkt, wird hier einwenden, dass viele Felswände tatsächlich unüberwindbar sind. Natürlich haben sie Recht. Jedes Bild hat Grenzen der Vorstellungs- und der Aussagekraft. Doch wenden wir uns dem Möglichen zu, bleiben wir positiv.
Schöpfen aus den Begegnungen mit Mitmenschen
Doch ja, der Zeitgeist steht eher auf Pessimismus. Welche (kleinen) positiven Wege helfen mir nun, ein positives Grundgefühl nicht zu verlieren? Mit Blick auf mich und auf die VCU heisst meine Antwort: In den Begegnungen mit anderen Menschen. So war das TimeOut vom 28. August 2018 ein inspirierender Lichtblick mit Theresa Franz. Die gebürtige Nigerianerin ist Unternehmerin aus Überzeugung und mit Leidenschaft und beschäftigt heute über 100 Übersetzer in Deutschland und in der Schweiz und ist gerade dabei, auch in Holland tätig zu werden.
Eine schöne Begegnung war auch der Besuch bei Thomas Rudin, der in diesem Frühjahr der VCU Zürich beigetreten ist. Auch er ist gerne Unternehmer und betrachtet die höheren Ansprüche an sich selber als selbständiger Unternehmer als eine Bereicherung und nicht als Last.
Und zum Dritten war ich vor einigen Tagen zu Besuch bei Peter und Evi Wiederkehr-Koller. Bei sehr guter geistiger und körperlicher Gesundheit feierte unser langjähriges VCU-Mitglied (und ehemalige Regierungsrat des Kantons Zürich) seinen 80. Geburtstag. Nach einem schönen Gespräch in ihrem schmucken Heim in Dietikon verliess ich die beiden in der Gewissheit, dass sie eine gute Balance zwischen der Gelassenheit des Alters und des Alterns einerseits, des tätigen und wachen Engagements in der Gegenwart andererseits gefunden haben und so diese dritte Lebensphase aktiv und engagiert geniessen und gleichzeitig weiterhin mitgestalten und bereichern.
Alle drei Begegnungen fanden statt dank der VCU. Für mich ist die VCU eine Vereinigung von Menschen, die positiv denken, weil sie immer wieder aktiv nach Lösungen suchen und daran glauben und arbeiten, dass, wenn auch nicht immer kurz- aber auf jeden Fall langfristig, gute Lösungen möglich sind. Denn gerade für das langfristige Denken hilft die gemeinsame Basis starker Werte, ohne die es keinen Glauben an eine Zukunft gibt. Ganz in diesem Sinn und Geist wünsche ich Ihnen eine frohe Lektüre und freue mich auf viele weitere Begegnungen – in und ausserhalb der VCU.
Dr. Roland Gröbli
Präsident VCU Regionalgruppe Zürich